Bodenrippen
Der Resonanzboden ist eine großflächige aus
Spänen zusammegesetzte Holzplatte. Seine hohe Spannkraft
bekommt er durch die Resonanzbodenrippen.
Eigenschwingungen des Bodens sollen dadurch möglichst vermieden
werden. Die Rippen sind auf die Unterseite des Resonanzbodens.
Hierbei muß auf eine der wesentlichsten Eigenschaften
des Bodens hingewiesen werden: Er ist leicht gewölbt, im
Flügel nach oben, im Piano zum Spieler hin. Die Qualität
der Wölbung ist abhängig vom Spanverlauf im Resonanzboden.
Ohne Rippen könnte er diese beabsichtigte gleichmäßige
Biegung auf die Dauer nicht halten. Es gibt in der Geschichte
der Resonanzbodenfertigung verschiedene Verfahren, um eine optimale
Bodenwölbung zu erzeugen. In der rein handwerklichen Praxis
sahen die Verfahren etwas anders aus als die der modernen industriellen
Produktion:
Handwerkliche Verfahren
1.Die Rippen wurden an der Klebefläche in Längsrichtung
rundgehobelt und auf gerader Zulage an den Boden geleimt.
2.Die Rippen wurden in Längsrichtung gerade
gehobelt und auf hohler Zulage an das Bodenholz geklebt.
3.Es wurden auch Versuche mit rundgehobelten Rippen
und genauso ausgerundeten Zulagen gemacht.
Bei all diesen Verfahren hatten die Rippen etwa folgenden Maßen:
20 mm breit auf dem Boden liegend, 18 mm hoch; sehr lange Rippen
waren 24... 30 mm breit und 20 ... 22mm hoch. Die genannten Möglichkeiten
werden deshalb einzeln beschrieben, weil der Klavier-Restaurator
täglich vor der Aufgabe steht, völlig unterschiedliche
Modelle aufzuarbeiten. Rückschlüsse auf die seinerzeit
angewandte Technologie erleichtern die Arbeit. Früher wurden
die Rippen an ihren Enden erst dann angespitzt, wenn sie fest
verleimt waren.
Industrielle Verfahren
In den meisten Fällen werden Pressen zum Aufbringen der Rippen
auf den Resonanzboden genutzt. Mit einer Schablone legt man die
glatt gehobelten und bereits gespitzten Rippen nach Auftragen
des Klebers auf den Boden und preßt sie fest an, bis der
Leim gebunden hat..
Die beabsichtigte Wölbung der Resonanzfläche
erhält man dadurch, daß der gesamte Boden zuvor mehrere
Tage lang untertrocknet wurde.
Fertig berippt, ist das Holz bestrebt, wieder Luftfeuchte
aufzunehmen und zieht sich dabei in die gewünschte Form.
Bei großen Instrumenten, spitzt man die Rippen erst, nachdem
sie auf dem Resonanzboden haften. Nachdem der Resonanzboden so
weit vorbereitet ist, fehlt ihm nur noch der Steg als Koppelelement
für die Saitenschwingungen .
Diese Holzleiste, über die später die
Saiten entsprechend der Mensur des Flügels oder Pianos, verläuft
als Diskantsteg meist etwas geschwungen durch das Instrument.
Bild 4/12 Während der Steg
(2) im Diskant direkt auf dem Resonanzboden (3) aufliegt
a), wird er im Baß vielfach mit einer Brücke
verleimt b), um größt-mögliche Saitenlängen
zu erzielen. |
Für den Baß wird zweiter Steg eingebaut,
da die heutigen Flügel alle kreuzsaitig konstruiert sind.
Die Baßsaiten liegen daher mehrere Zentimeter höher
als die Diskantsaiten, um diesen Betrag ist der Baßsteg
höher. Als Stegmateria wird Ahorn-, Rotbuchen-, Weißbuchen-
oder auch Buchsbaumholzverwendet. Aus mehreren Schichten zusammengeleimt
wird auf der Oberseite besonders festes Holz verwendet. Hier werden
später die sogenannten Stegstifte eingesetzt. Der Steg darf
an dieser Stelle nicht nachgeben, reißen oder gar aufplatzen.
Wenn Instrumente in Serien gebaut werden, empfiehlt es sich, für
die Herstellung der Stege und die darauf befindlichen Stifte metallene
Schablonen zu benutzen. Die fertigen Holzstege werden gemäß
der Mensur (auch nach Schablonen) auf dem Resonanzboden verleimt.
Manchmal erfolgt dieser Arbeitsgang erst, nachdem der Boden in
die Rastkonstruktion eingearbeitet wurde. Der Diskantsteg ist,
der Mensur entsprechend, mehrfach geschwungen, weil der optimale
Hammeranschlagspunkt an den Saiten sonst nicht erreicht wird.
Dieser Steg liegt nahezu in der Mitte der Bodenfläehe. Der
Baßsteg indessen ist nicht ohne weiteres zur Resonanzbodenmitte
zu verlegen; denn man benötigt relativ lange Saiten für
die volle Entwicklung der tiefen Frequenzen. Der Steg müßte
deshalb sehr weit an den schwingungstechnisch "steifen"
Rand der Bodenanlage rücken. Der Klavierbauer benutzt zum
Ausgleich die Baßbrücke. Sie verbindet den Baßstegfuß
(Schiene) mit dem bestifteten Steg. Die Saiten für die tiefen
Töne sind nun so lang wie möglich und erst fast am Rand
des Instruments geschränkt. Die Frequenzübertragung
erfolgt über Steg und Brücke zum Stegfuß, der
weitaus mehr zur Resonanzbodenmitte angeordnet ist als der unmittelbare
Auflagepunkt der Saiten. In Bild 4/12 ist das verdeutlicht. Dieser
Punkt auf den Stegen wird durch zwei Stifte je Saite festgelegt.
Sie stehen etwas schräg zur Zugrichtung des Drahtes. Mit
der elektrischen Bohrmaschine werden in Schrägrichtung die
Löcher für die Stifte vorgebohrt und der Steg seitlich
mit dem Stecheimen abgewinkelt, damit die Saite unmittelbar vor
dem Stift frei schwingen kann.