Die akustische Anlage
Am Anfang steht die Zeichnung.
Dieser Zeichnung kann maßstabgerecht
die Teilung und der Aufbau des Instruments entnommen werden (Bild
4/1). Die Linie A ... A (Bild 4/2) stellt auf dem Reißbrett
die Anschlagslinie der Hämmer dar. Beim Flügel ist sie
rechtwinklig zum späteren Tastenverlauf aufzutragen. Hier
werden die Abstände der Saiten markiert. Es ist zweckmäßig,
die Zeichnung in Originalgröße, also 1: 1 anzufertigen.
Bild 4/1. Bestandteile des Flügels
Gußeisenplatte (1)
hölzerne Stimmstock (2)
Resonanzboden,
Stege und Rippen 3)
Flügelgehäuse mit Rast (4)
Fuß mit Spiellade Pedal (5), Klaviatur (6)
Mechanik (7)
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Im Diskant weist der Flügel dreichörige
Saiten auf. In der Zeichnung wird der mittlere Chor ausgeführt. Bei zweichörigen Baßsaiten
wird die Linie genau zwischen den Chören gezogen. Der einfache,
tiefste Baßbezug erhält seine Linie genau mit Saitenverlauf.
Die Gesamtbreite des Instruments ist abhängig von der Breite
der Tasten in ihrem herausragenden sichtbaren Abschnitt. Dieses
Maß ist bestimmt von der Anatomie der menschlichen Hand.
So haben die Altmeister des Klavierbaus stets Klaviaturmaße
entworfen, die der Hand eines Erwachsenen das Übergreifen
einer Oktave gut ermöglichten.
Tastenbreite:
Weiße Untertaste 22,6 mm
Schwarze Untertaste 11 mm
Für den Dämpferdraht muß genügend
Platz bleiben. So daß eine schwingende Saite nicht gegen
ihn klirren kann. Dies ergibt für die sogenannte Teilung
der Anschlagslinie einen durchschnittlichen
Saiten-Abstand von 13,5 mm. Danach wird
die Länge des Flügels bestimmt. Sie ist abhängig
vom Verwendungszweck. Die Länge als Konzert-, Solisten- oder
Kabinett-Flügel bestimmt den Winkel der Kreuzung, in dem
die Baß- über die Diskantsaiten zu fächern sind.
Beim Entwurf der Teilungszeichnung muß darauf geachtet werden,
daß bei kleinen Instrumenten mit stark gekreuztem Bezug
die eingezeichneten Saitenabstände nicht zu eng (keinesfalls
unter 13 mm) sind. Zunächst wird der höchste im Flügel
vorkommende Ton c5 als senkrechte Linie ganz rechts eingezeichnet.
Fortlaufend wird links stärker gespreizt die Teilung des
Diskant bis zur Saitenkreuzung eingetragen. In die Teilungszeichnung
gehört auch der Sitz der Dämpfer, die beim Flügel
vom A2 meist bis zum f3 und manchmal noch etwas höher gehen.
Ist die Art der Kreuzsaitigkeit festgelegt , werden die Saitenlinien
nach vorn und hinten verlängert.
Vorn ergibt sich über dem Stimmstock die Wirbelteilung,
hinten sind Stegstifte und Aufhängungen des Drahtes an der
Platte zu vermerken. Infolge der starken Zugbelastung der hochgestimmten
Saiten muß der Flügelrahmen mit Spreizen versehen sein.
Für den Saitenverlauf und für die Anlage der Wirbelfelder
ist entsprechender Platz vorzusehen. Im Wirbelfeld darf er in
Spreizennähe nicht zu knapp sein. Der Stimmhammer muß
ohne Verletzung oder Verbiegung des Wirbels (Stimmnagels) gerade
auf diesen aufgesetzt werden können! Es wird kaum noch vorkommen,
daß ein einzelner Klavierbauer, -Techniker oder Meister
einen neuen Flügel konstruiert. Die bewährten Modellpläne
liegen seit Jahrzehnten fest. Es ist aber hilfreich zu wissen,
daß die beschriebene »Reißbrettarbeit«
unerläßlich war.