Jürgen-Friedrich Westermann
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Update 2012
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Der Flügelbau

Flügelrast

Eine Säule in der akustischen Anlage eines jeden Flügels, ist seine Rast. Es ist eine Holzkonstruktion, die allein Träger der klangbildenden und der mechanischen Apparaturen eines Flügels ist. Die Gestalt ist vorprogrammiert: Links die längere Baßwand, die übergeht in die geschwungenen Formen der Rück- und Hohlwand, bis zur Stoßwand (Diskantwand) rechts. . Eine solide Rast ist auch für die Kompensation der Saitenzugkräfte wichtig. Bei einer Stimmung auf Normal-a wirken um 180 kN pro Saite. In älteren Instrumenten ohne Metallplatte (Rahmen) mußte die Holzrast diese Saitenzugkräfte allein bewältigen, die damals etwas geringer waren als heute. Seit es gußeisernen Rahmen in Flügeln und Klavieren gibt, sind die Kräfte verteilt. Die Flügelrast besteht aus dem Zargengerippe und der Zarge (Rim). Als tragende Umfassungswand ist die Zarge allerdings nicht so hoch wie das später umbaute Gehäuse. Sie reicht nur bis zu dem Punkt, wo der Resonanzboden aufliegt. Die Begrenzungen innerhalb der Rast (Querstück oder Damm) sind nach vorn geradlinig. Diese von den Spreizen des Zargengerippes begrenzte Stelle dient als Auflage für die Vorderseite des Resonanzbodens. Das äußerste zum Spieler gekehrte Stück einer Rast ist der Stimmstock. Die Herstellung der Flügelrasten ist bei den einzelnen Fabrikaten unterschiedlich. Bei größeren Flügeln (über 2 m Gesamtlänge) wird nur die geschweifte Hohlwand aus mehreren Holzdicken verklebt, während die kurze Diskant- oder Stoßwand, und vor allem die lange Baßwand, massiv gefertigt werden. Beim Klein- und Stutzflügel ist in der modernen Fertigung oft die gesamte Rastzarge in all ihren geschwungenen und geraden Verläufen aus hochwertigen Furnierlagen zusammen geleimt.. Man verwendet dazu große Pressen, in denen die Fasson des Instruments festliegt und verschiedenartige Zargen gebogen und verklebt werden können. Der Altmeister Julius Blüthner beschrieb die herkömmliche Methode: "Die Herstellung der geschweiften Teile der Zargen geschieht gewöhnlich in der Weise, daß man sie aus mehreren, 4, 5 und 6 Furnieren, teils Langholz und Querholz, zusammenleimt."
Heute werden die nur 4 ... 5 mm dicken Funiere, in hierzu besondere Formen gespannt und mit heißhärtende bzw. kalthärtende Klebstoffe verleimt. Diese Formen sind gewöhnlich aus Holz aber auch Metall. Die Zulagen müssen ohne Rücksicht darauf, ob sie aus Holz oder Eisen bestehen, den genauen Umrissen der ge-wünschten Form der Schweifungen entsprechen. Die Furniere werden nun mit Holzzwingen oder eisernen Zwingen, welche in der Regel an der unteren Zulage festgemacht sind, zusammengepreßt. Nach dem Trocknen bilden diese zusammengeleimten Furniere einen festen Holzkörper, der seine Form unter dem Einfluß der Kräfte nicht ändert. Während die Zargen und der Damm bis zur Höhe des Resonanzbodens gehen (je nach Beschaffenheit der Mechanik 14 ... 17 cm ), müssen die Spreizen mindestens 3 cm gegen diese Höhe zurückstehen, damit die auf der unteren Seite des Resonanzbodens angebrachten Rippen Platz finden und nirgends die Spreizen berühren. Das Holz der Spreizen muß gesund sein und vor allem gut verleimt werden. Die Stützschrauben werden hier befestigt. Um die Spreizen zu befestigen sind sie in die Zargen und in den Damm eingelassen.
Für den moderneren geschwungenen Flügel, verwendete man im Laufe der weiteren Entwicklung zur Zargenfertigung keine einzelnen Zulagen mehr, sondern einen Biegebock.

 

Um seine vorgebildete Form wurden die Holzlagen mit Schraubzwingen angepreßt. Je nach Ausführung des Instruments waren seinerzeit die Holzlagen zuvor mit Warmleim - und bei sogenannten tropenfesten Flügeln mit wasserunlöslichem Kaltleim - eingestrichen worden. Die derartig gebogenen Zargenwände haben oft eine doppelte Verarbeitungshöhe. Mit der Kreissäge aufgetrennt, ergeben sich jeweils zwei verarbeitungsfähige Zargen (Bild 4/4).

 


Wie bereits erwähnt, sind diese Biegeböcke in der heutigen Großproduktion aber längst zur Prägepresse ausgebildet. Es gibt für Biegeteile verschiedene pneumatische oder hydraulische Vorrichtungen. Bei einigen können die Metallwände beheizt werden.

 

 

 

 

 

Unter diesen Bedingungen ist eine Zargenpressung in etwa zwei Stunden beendet; während das zuvor von Julius Blüthner beschriebene Verfahren ungefähr 12 Stunden dauerte. Die Rastspreizen sind bei den einzelnen Fabrikaten unterschiedlich angeordnet.

Waffelförmige Verspreizung
(Blüthner, Bösendorfer)
H-förmig und h-förmig-gekreuzte Verspreizung (Bechstein, Niendorf)
Strahlen- und fächerartiger Verlauf der Verbalkung (Steinway, Förster)
Mischformen werden auch angewandt
(Sternrast bei Grotrian-Stein weg

Ein guter Rast garantiert die Festigkeit der akustischen Anlage. Die Rastspreizen werden in unterschiedlicher Technik mit Damm und Zarge verbunden: geknaggt, gezinkt, gedübelt. Das so entstandene Rastgestell nimmt beim Flügel den Stuhlrahmen auf. Er dient später als Spieltisch oder Spielladefür die Klaviatur mit der Mechanik. Dieser Stuhlrahmen liegt an dessen unterster Seite horizontal vor dem senkrechten Damm. Beim Flügel ist die Rast so dimensioniert, daß genügend Festigkeit und Platz für die drei Füße vorhanden ist. Bei älteren Instrumenten wurden die Füße mit einer gedrechselten Hartholzspindel in einen entsprechenden Gegenklotz geschraubt. End verschraubt, ergab sich eine sehr stabile Fußverbindung. Bei Instrumenten heutiger Produktion werden die Füße mit unterschiedlich geformten Metall-Bajonetten oder Holz-Schwalben an den Flügelkasten geklinkt. Diese Technik ist notwendig, weil die Flügelfüße vorwiegend vierkantig gearbeitet werden. Beim Einklinken ist die Richtung vorbestimmt, so daß die Fußfronten gerade zum Beschauer stehen. Standfester sind jedoch die vorwiegend balusterförmig gedrechselten Schraubfüße der alten Baumeister .