Jürgen-Friedrich Westermann
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Update 2012
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Der Flügelbau

Pedalbereich

Das Abheben der gesamten Dämpfung kann der Pianist nicht mit den Händen bewerkstelligen, weil es immer mitten im Spiel erfolgt. Optisch auffällig ist die in der Mitte aus dem Flügel herausragcnde Pedaleinrichtung. Sie besteht aus der Halterung, die man Lyra nennt. Der Ausdruck gilt auch für unsere nüchternen Gestelle mit zwei geradlinigen, senkrechten Holmen und untcn dem waagerechten Kasten, aus dem die Messingpedale heraus-ragen, weil in alten Flügeln diese Lyra wirklich lyraförmig war. Jetzt wird sie nur noch bei Stilinstrumenten - vorwiegend nach dem altenglischen Tischlermeister Thomas C'hippendale genannt -in dieser Form am Flügel angebracht. Diese eigenartige Einrich-tung ist von historischen Klavierinstrumenten überliefert. Dort hatte die Lyra unten oft vier und mehr Pedale. Man konnte da-mals mit dieser Anlage außer laut und leise auch ein Zirpen oder Rascheln in die Musik einarbeiten. Eines der Pedale schob zum Beispiel einen Pergamentstreifen zwischen Hämmer und Saiten. Damit noch nicht genug: Der sogenannte »Janitseharenzug« oder das Janitscharen-Pedal brachte ein ganzes Werk von Glöckehen, Trommeln usw. ins Spiel. Eine Mischung von Zigeuner- und Militärmusik konnte somit auf manchem alten Flügel erzeugt werden. Davon kann man sich gegenwärtig noch in Musikinstru-mentenmuseen überzeugen; denn ein Stück mit dieser liinrich-tung gehört zu den Attraktionen der dort ausgestellten Flügel. Im heutigen modernen Instrument sind meist nur noch zwei Pe-dale erhalten geblieben. Konzert- und Solistenffiigel werden mit maximal drei ausgestattet. Von diesen Pedalen aus ragt an der Lyra entlang senkrecht nach oben in den Flügelkasten je eine runde Messingstange. Sie ist Mittlerin zwischen Pedal und Dämpfung (rechts). Bei Druck auf das Pedal schiebt sich die Stange empor und hebt die Abhebeleiste mit der darauf ruhen-den DämpFung an; der Nachhall bleibt stehen, bis der rechte Fuß das Pedal losläßt. Links streckt sich der Messingstößer ebenfalls im Kasten empor, er trifft dort ein rechtwinkliges Metall- (seltener Holz-) Stück. Eine geringe Bewegung dieses Winkels verschiebt die gesamte Klaviatur nach rechts - bei 1/weh und nur wenigen anderen Mar-ken nach links. Da auch die Mechanik mit den Hämmern auf dem Klaviaturrahmen ruht, rutschen die Nammerköpfe eben-falls ein wenig zur Seite. Sie treffen nun statt der drei Saiten eines Tones nur zwei, und wo zweichörig bezogen ist, eben nur eine (»una corda« in alten Notierungen). So kann durch Betätigen des linken Pedals unter anderem leiser gespielt werden; obwohl seit Chopins entsprechender Bemerkung auch ein Pianissimo zu-nächst mit den Händen gestaltet - und das linke Pedal zur Klangveränderuug eingesetzt - werden sollte!