Pedalbereich
Das Abheben der gesamten Dämpfung kann der
Pianist nicht mit den Händen bewerkstelligen, weil es immer
mitten im Spiel erfolgt. Optisch auffällig ist die in der
Mitte aus dem Flügel herausragcnde Pedaleinrichtung. Sie
besteht aus der Halterung, die man Lyra nennt. Der Ausdruck gilt
auch für unsere nüchternen Gestelle mit zwei geradlinigen,
senkrechten Holmen und untcn dem waagerechten Kasten, aus dem
die Messingpedale heraus-ragen, weil in alten Flügeln diese
Lyra wirklich lyraförmig war. Jetzt wird sie nur noch bei
Stilinstrumenten - vorwiegend nach dem altenglischen Tischlermeister
Thomas C'hippendale genannt -in dieser Form am Flügel angebracht.
Diese eigenartige Einrich-tung ist von historischen Klavierinstrumenten
überliefert. Dort hatte die Lyra unten oft vier und mehr
Pedale. Man konnte da-mals mit dieser Anlage außer laut
und leise auch ein Zirpen oder Rascheln in die Musik einarbeiten.
Eines der Pedale schob zum Beispiel einen Pergamentstreifen zwischen
Hämmer und Saiten. Damit noch nicht genug: Der sogenannte
»Janitseharenzug« oder das Janitscharen-Pedal brachte
ein ganzes Werk von Glöckehen, Trommeln usw. ins Spiel. Eine
Mischung von Zigeuner- und Militärmusik konnte somit auf
manchem alten Flügel erzeugt werden. Davon kann man sich
gegenwärtig noch in Musikinstru-mentenmuseen überzeugen;
denn ein Stück mit dieser liinrich-tung gehört zu den
Attraktionen der dort ausgestellten Flügel. Im heutigen modernen
Instrument sind meist nur noch zwei Pe-dale erhalten geblieben.
Konzert- und Solistenffiigel werden mit maximal drei ausgestattet.
Von diesen Pedalen aus ragt an der Lyra entlang senkrecht nach
oben in den Flügelkasten je eine runde Messingstange. Sie
ist Mittlerin zwischen Pedal und Dämpfung (rechts). Bei Druck
auf das Pedal schiebt sich die Stange empor und hebt die Abhebeleiste
mit der darauf ruhen-den DämpFung an; der Nachhall bleibt
stehen, bis der rechte Fuß das Pedal losläßt.
Links streckt sich der Messingstößer ebenfalls im Kasten
empor, er trifft dort ein rechtwinkliges Metall- (seltener Holz-)
Stück. Eine geringe Bewegung dieses Winkels verschiebt die
gesamte Klaviatur nach rechts - bei 1/weh und nur wenigen anderen
Mar-ken nach links. Da auch die Mechanik mit den Hämmern
auf dem Klaviaturrahmen ruht, rutschen die Nammerköpfe eben-falls
ein wenig zur Seite. Sie treffen nun statt der drei Saiten eines
Tones nur zwei, und wo zweichörig bezogen ist, eben nur eine
(»una corda« in alten Notierungen). So kann durch
Betätigen des linken Pedals unter anderem leiser gespielt
werden; obwohl seit Chopins entsprechender Bemerkung auch ein
Pianissimo zu-nächst mit den Händen gestaltet - und
das linke Pedal zur Klangveränderuug eingesetzt - werden
sollte!