Flügelrahmen
Im vorigen Jahrhundert, als die Flügel und
Pianos noch gerad-saitig gebaut wurden, hatte der Holzrasten die
Kräfte aufzufangen, die durch die gespannten Saiten im Klavier
wirksam werden.
Der Normalstimmton wurde im Laufe der Jahrzehnte
mehrmalig erhöht und neuere Mensuren mit dickeren Saiten
erforderten nach und nach Metallhalterungen. Zuerst waren es nur
Längsstreben in Saitenrichtung. Später dann 1-, L- oder
sogenannte »schuhförmige« Anhängeplatten(s.Bild
links).
Die erwünschte Verkürzung von Salon-Instrumenten
und eine verminderte Dimensionierung des aufrechten Pianos brachte
eine Rückbesinnung auf die Mensur-Prinzipien im alten Tafelklavier.
Hier war der Saitenbezug kreuzweise gespannt. Die Herssteller
Bechstein und Steinway & Sons führten in ihren Flügeln
und Pianos den kreuzsaitigen Bezug auf einer Gußeisenplatte
ein. Sie haben ihn aber nicht erfunden. 1830 hatte der geniale
Pariser lnstrumentenbauer Henri Pape ein,zwar sehr umständlich
konstruiertes, kreuzsaitiges Klavier mit Metallplatte vorgestellt.
Gußeisenplatten sollen bereits 1825 in Amerika von Alpheus
Babcock in Klavieren ausprobiert worden sein, ein Patent darauf
wurde jedoch erst 1843 an Jonas Chickering erteilt. So hielt schon
vor der Wende zum 20. Jahrhundert das Gußeisen Einzug in
den Klavierbau. Guß hat sich bis heute als Material für
den Rahmen bewährt. Er ist schwingungsdämpfend sehr
robust, gutes Gußgefüge und hat eine hohe Bruchfestigkeit.
Was man also beim Blick in den Flügel goldleuchtend sieht,
ist nicht etwa Bronze, es ist Grauguß. Bei der Gußplattenherstellung
wird zunächst ein 3 % größeres, hölzernes
Modell des künftigen Flügel- oder Klavierrahmens geschaffen.
Beim erkalten des Grauguß schwindet der Rahmen um etwa 3
%. Der Trapezförmige Querschnitt der Streben ist gußtechnisch
notwendig.
Ein vorteilhaftes Aussehen wird den Platten in den
Pianowerkstätten gegeben. Sie werden glatt gespachtelt, glänzend
bronziert oder mit Hammerschlaglack und anderen Mitteln auf eine
tuffmatte Bronzierung gebracht.
Vorher erhält der Rahmnen seine technischen Einrichtungen.
Sind die Stifte zum Aufhängen der Saiten am Platten-Ende
nicht mit angegossen , werden sie in der Plattenschlosserei eingeschlagen
und gewinkelt. Die Wirbellöcher werden mit CNC gesteuerten
Maschinen oder nach einfachen Schahlonen in die Panzerplatte gebohrt.
Präzision ist dabei wichtig, denn wenn in den einzelnen Wirbelfeldern
die Schablone auch nur wenige Millimeter verrutscht, kann für
einen einwandfreien Durchgang der Saiten nicht garantiert werden.
Aus Gewichts-Gründen wurden und werden Rahmenplatten auch
aus Leichtmetall hergestellt. In Europa haben sich gegen Vorurteile
und wegen des höheren Preises nicht behaupten können.
Die Durchbrüche in den Rahmen haben 2 Gründe:
1. weniger Gußmaterial und dadurch Gewichtseinsparung
2. unter diesen Öffnungen befindet sich auch der Resonanzboden
und seine Abstrahlung wäre in diesem Bereich verhindert.