Jürgen-Friedrich Westermann
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Fundamentals of Piano Practice

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Chuan C. Chang und des Übersetzers Edgar Lins sowie dieses Copyrightvermerks heruntergeladen oder vervielfältigt werden.

Stimmen des Klaviers

Mitschwingung



Mitschwingung
Die Genauigkeit, die erforderlich ist, um zwei Saiten in perfekte Stimmung zu bringen, ist so hoch, daß es eine fast unmögliche Aufgabe ist. Es stellt sich heraus, daß es in der Praxis einfacher ist, weil wenn die Frequenzen sich in einem Bereich einander annähern, der "Mitschwingungsbereich" genannt wird, dann ändern die beiden Saiten ihre Frequenz aufeinander zu, so daß Sie mit der gleichen Frequenz schwingen. Das geschieht, weil die beiden Saiten nicht unabhängig sind, sondern am Steg miteinander gekoppelt sind. Wenn sie gekoppelt sind, dann bringt die Saite, die mit einer höheren Frequenz schwingt, die langsamere Saite dazu mit einer etwas höheren Frequenz zu schwingen und umgekehrt. Der Nettoeffekt ist, daß beide Frequenzen zur Durchschnittsfrequenz der beiden hin getrieben werden. Somit wissen Sie, wenn Sie die Saiten 1 und 2 unisono stimmen, überhaupt nicht, ob sie perfekt gestimmt sind oder nur im Mitschwingungsbereich (außer wenn Sie ein erfahrener Stimmer sind). Am Anfang werden sie wahrscheinlich nicht perfekt gestimmt sein.

Wenn Sie nun die dritte Saite nach den beiden Saiten stimmen sollten, die in Mitschwingung sind, wird die dritte Saite die Saite, die ihr in der Frequenz am nächsten ist, in Mitschwingung versetzen. Die andere Saite kann aber in Bezug auf die Frequenz zu weit entfernt sein. Sie wird aus der Mitschwingung ausbrechen und dissonant klingen. Das Resultat ist, daß Sie, egal wo Sie sind, immer Schwebungen hören werden - der Stimmpunkt verschwindet! Es mag erscheinen, daß wenn die dritte Saite in der Durchschnittsfrequenz der beiden Saiten, die in Mitschwingung sind, gestimmt wäre, alle drei zur Mitschwingung übergehen sollten. Es stellt sich heraus, daß das nicht geschieht, außer wenn alle drei Frequenzen perfekt gestimmt sind. Wenn die ersten beiden Saiten genügend weit auseinander sind, erfolgt ein komplexer Energietransfer zwischen allen drei Saiten. Sogar wenn die ersten beiden nah beieinander sind, gibt es höhere harmonische Schwingungen, die verhindern, daß alle Schwebungen verschwinden wenn eine dritte Saite hinzukommt. Zusätzlich gibt es häufig Fälle, in denen man nicht alle Schwebungen völlig eliminieren kann, weil die beiden Saiten nicht identisch sind. Deshalb würde sich ein Anfänger völlig verirren, wenn er eine dritte Saite nach einem Paar Saiten stimmen sollte. Bis Sie es beherrschen, den Mitschwingungsbereich herauszufinden, stimmen Sie immer eine Saite nach einer, niemals eine nach zwei. Außerdem bedeutet, daß Sie 1 nach 2 und 3 nach 2 gestimmt haben, nicht, daß die drei Saiten "sauber" zusammen klingen werden. Prüfen Sie es immer; wenn es nicht völlig "sauber" ist, müssen Sie die störende Saite finden und es erneut versuchen.

Beachten Sie den Gebrauch des Ausdrucks "sauber". Mit genügender Übung werden Sie bald aufhören auf die Schwebungen zu hören, statt dessen werden Sie nach einem reinen Klang suchen, der sich irgendwo innerhalb des Mitschwingungsbereichs ergibt. Dieser Punkt hängt davon ab, welche Arten von Obertönen jede Saite erzeugt. Im Prinzip versuchen wir, wenn wir unisono stimmen, die Grundschwingungen zur Deckung zu bringen. In der Praxis ist ein kleiner Fehler in den Grundschwingungen verglichen mit demselben Fehler in einer hohen Oberschwingung unhörbar. Leider sind diese hohen Obertöne im allgemeinen keine exakten harmonischen Obertöne, sondern sind von Saite zu Saite unterschiedlich. Wenn die Grundtöne übereinstimmen, erzeugen deshalb diese hohen Obertöne hochfrequente Schwebungen, die die Note "schmutzig" oder "blechern" machen. Wenn die Grundtöne gerade so verstimmt sind, daß die Obertöne keine Schwebungen erzeugen, "versäubert" sich die Note. Die Realität ist sogar noch komplizierter, weil einige Saiten, besonders bei Klavieren niedrigerer Qualität, eine zusätzliche Eigenresonanz haben, was es unmöglich macht, bestimmte Schwebungen völlig zu eliminieren. Diese Schwebungen werden sehr ärgerlich, wenn man diese Note benutzen muß, um eine andere zu stimmen.


Diese letze infinitesimale Bewegung ausführen
Wir kommen nun zur nächsten Schwierigkeitsstufe. Finden Sie eine Note nahe G5, die leicht außerhalb der Stimmung ist und wiederholen Sie das oben für G3 angegebene Verfahren. Die Stimmbewegungen für diese höheren Noten sind viel kleiner, was sie schwieriger macht. Sie werden vielleicht nicht in der Lage sein, durch das Drehen des Wirbels eine ausreichende Genauigkeit zu erreichen. Wir müssen eine neue Fertigkeit erlernen. Diese Fertigkeit erfordert, daß Sie auf die Tasten "hämmern", benutzen Sie deshalb Ihre Ohrenschützer oder Ohrstöpsel.

Typischerweise werden Sie bei Bewegung (4) erfolgreich sein, aber bei Bewegung (5) wird sich der Wirbel entweder nicht bewegen oder über den Stimmpunkt hinwegspringen. Damit die Saite in kleineren Schritten vorwärtsgeht, müssen Sie einen Druck auf den Stimmhammer ausüben, der knapp unter dem Punkt liegt, an dem der Wirbel springt. Schlagen Sie nun die Note fest an während Sie den gleichen Druck auf den Stimmhammer aufrecht erhalten. Die zusätzliche Saitenspannung durch den harten Hammerschlag [Hammer der Klaviermechanik, nicht der Stimmhammer!] läßt die Saite ein kleines Stück vorwärtsgehen. Wiederholen Sie das, bis sie perfekt gestimmt ist. Es ist wichtig, niemals den Druck auf den Stimmhammer nachzulassen und den Druck während dieser wiederholten Vorwärtssprünge konstant zu halten, oder Sie werden [in Bezug auf die Saitenfrequenz] schnell die Orientierung verlieren. Wenn die Saite perfekt gestimmt ist und Sie den Hammer loslassen, könnte der Wirbel zurückspringen und die Saite leicht tiefer werden lassen. Sie werden aus der Erfahrung heraus lernen müssen, wie weit er zurückspringt, um es während des Stimmvorgangs entsprechend zu kompensieren.

Die Notwendigkeit, auf die Saite zu hämmern damit sie vorangeht, ist ein Grund warum man Stimmer oft auf die Tasten hämmern hört. Es ist eine gute Idee, sich anzugewöhnen, die meisten Noten zu hämmern, weil das die Stimmung stabilisiert. Der daraus resultierende Ton kann so laut sein, daß das Ohr geschädigt wird, und eines der Berufsrisiken von Stimmern ist ein Gehörschaden wegen des Hämmerns. Die Lösung ist die Benutzung von Ohrenstöpseln. Beim Hämmern werden Sie auch mit Ohrstöpseln die Schwebungen problemlos hören. Das verbreitetste anfängliche Symptom eines Gehörschadens ist der Tinnitus (Klingeln im Ohr). Sie können die zum Hämmern notwendige Kraft minimieren, indem Sie den Druck auf den Stimmhammer erhöhen. Weniger Hämmern ist auch erforderlich, wenn der Stimmhammer parallel zu den Saiten statt rechtwinklig dazu steht, und noch weniger, wenn Sie ihn nach links zeigen lassen. Das ist ein weiterer Grund, warum viele Stimmer ihren Stimmhammer eher parallel zu den Saiten benutzen als rechtwinklig dazu. Beachten Sie, daß es zwei Möglichkeiten gibt, ihn parallel zu halten: zu den Saiten hin (12 Uhr) und von den Saiten weg (6 Uhr). Wenn Sie an Erfahrung gewonnen haben, experimentieren Sie mit unterschiedlichen Hammerpositionen, da Ihnen das viele Möglichkeiten für das Lösen verschiedener Probleme eröffnet. Mit dem beliebten 5-Grad-Kopf auf dem Hammer sind Sie z.B. nicht in der Lage, bei der höchsten Oktave den Griff nach rechts zeigen zu lassen, weil er auf den hölzernen Klavierrahmen treffen kann.


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Danksagung

Dieses Buch ist meiner Frau Merry gewidmet, deren Liebe, Unterstützung und grenzenlose Energie mich in die Lage versetzt haben, für dieses Projekt so viel Zeit zu verwenden.
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