J.F.Westermann  PianoArts
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Update 2011
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Der Flügelbau

Stimmstock

Für die Befestigung der Saitendrähte im vorderen Teil des In-struments ist der Stimmstock vorgesehen. Im Flügel liegt er mit den Wirbelfeldern waagerecht vor dem Pianisten. Er ist jedoch als Holzkonstruktion im fertig zusammengesetzten Instrument nicht zu sehen, da ihn die Metallplatte und eine hölzerne Zier-blende verdecken. Wie schon der Name sagt, hat der Stimmstock im Flügel und Piano wesentlich zur guten Stimmung der Instrumente beizu-tragen. Zum einen muß man die Tonhöhen regulieren können, zum anderen sollen die eingestellten Frequenzen möglichst lange stehenbleiben. Deshalb ist ausgesuchtes, gepflegtes Holz für die Herstellung unerläßlich. Im allgemeinen wird Rotbuche (selte-ner Weißbuche; bei Steinway amerikanischer Felsenahorn) ver-wendet. Ein guter Stimmstock besteht allerdings nicht nur aus einem einzigen massiven Block derartiger Hölzer. Er wird zu-.~ sammengesetzt aus mindestens


Bild 4/13. Herkömmlicher Flü-gelstimmstock aus nur vier jeweils längs- und querverleim-tcn Holzdicken (Ausschnitt)

zwei Spiegeldicken unterschied-licher Höhe. Da aber die Stimmwirbel durch den gewaltigen Saitenzug im Holz »arbeiten« können, werden gute Flügel-stimmstöcke aus 3 bis 5 jeweils längs, dann quer, darauf wieder längs usw. verleimten Lagen (Bild 4/13) bis zu einer Gesamt-dicke von 40 ... 60 mm aufgebaut. In diesem Verbund hat der Wirbel sicheren Halt, er drückt keine ovalen Löcher in den Stimmstock, läßt sich aber gut drehen und bleibt so stehen, wie der Klavierstimmer ihn beim Feinstimmen gesetzt hat. Statt der mehrfach quer- und längsverklebten Spiegeldicken verwenden die Hersteller zahlreicher weltbekannter Marken sogenannte Preßlagenholz-Stimmstöcke: Die Buchenhölzer sind zu groben Furnierdicken aufbereitet. Sie werden dem ge-wünschten Format des Stimmstocks entsprechend bis zu 30 Lagen mit Spezial-Kaltleimen auf PVC-, Kunstharz-, Formalde-hyd-Basis usw. verpreßt. Die jahrelange Verwendung, z.B. in Zimmermann-, Rönisch- oder Niendorf-lnstrumenten haben ihre Qualität bestätigt. Diese Preßlagenholz-Stimmstöcke sind über-dies tropenfest. Unter der Bezeichnung »Delignit-Klavierbau-sperrholz« werden sie in der Bundesrepublik Deutschland sogar in Konzertflügel eingebaut; auch japanische Hersteller ver-wenden diese Sorte vorrangig, statt jener mit nur zwei bis vier Holzlagen (Bild 4/14). Unter den Flügel- und Pianorahmen gibt es auch Gußplatten, die nicht voll »durchgepanzert« sind. Sie lassen über den Wirbel-feldern des Stimmstocks freie Flächen. Bei derartig durch-brochenen Rahmen findet man oft die sichtbaren Stimmstock-partien gediegen furniert und schön auspoliert vor. Hierbei wird bereits vielfach vor dem Auflegen der Metallkonstruktion das Stimmstockholz mit den Wirbellöchern versehen. Sie werden aufgrund der Mensur und Teilungszeichnung nach einer genau ausgerichteten Schablone mit der elektrischen Bohrmaschine oder entsprechenden Automaten gebohrt. Üblicherweise ver-laufen die Löcher durch den gesamten Stimmstock hindurch. Es gibt aber auch Fabrikate, bei denen nicht durchgebohrt wurde. Hier ist bei Reparaturen Vorsicht geboten, damit man bei eventuellem Versenken von Wirbeln - bei Neubezug oder ein-zelnen zu ersetzenden Saiten - nicht den Stimmstock auf-sprengt. Zu den Wirbellöchern ist zu bemerken: Die Bohrer bestehen aus Spezialstahl. da die Löcher nicht verbrannt oder angesengt werden dürfen. Außerdem verläuft die Bohrung nicht exakt nach unten. Der Stimmwirbel soll etwa 4 5~ schräg gegen die Zugrichtung stehen. Im Flügel weist er also unmerklich zum Spieler, im Pianino nach oben! Der Stimmwirbel (früher auch Stimmnagel) besteht aus Eisen-draht. Es gibt verschiedene Formate von etwa 6,50 ... 7,50 mm Durchmesser, und auch eine Auswahl von mindestens vier unterschiedlichen Längen zwischen 52 und 64 mm ist möglich. Die Form des Wirbels ist einer kleinen Zigarre ähnlich, deren Ende vierkantig ausgearbeitet ist. Diese $telle bezeichnet man als Wirbelkopf; er dient zum Aufstecken des Handwerkzeugs, das vom Laien als Stimmschliissel bezeichnet wird; der Fach-mann indessen verwendet ausschließlich die Bezeichnung Stimmhammer, sie leitet sich aus der Form dieses Werkzeugs ab. Es gibt einfache Stimmhämmer mit festem und andere mit aus-wechselbarem Griff. Die Wechselgarnitur benötigt man für aus-gefallene Wirbelformen, z.B. in älteren Instrumenten; denn der Kopf des Stimmnagcls war nicht immer so quadratisch-vier-kantig geformt, wie man ihn in den neuen Instrumenten findet; früher gab es auch flache und längliche Exemplare. Sie kann man nicht mit dem üblichen Sternloch im Stimmhammer be-wegen. Der dem Kopf folgende Teil des Wirbels ist rund und mit einer leicht gerändelten Aufrauhung von nur mäßigem Gang ver-sehen. Im oberen Drittel, wo der kantige Kopf beginnt, ist der Stimmnagel durchbohrt, damit man den Saitendraht einstecken und auffädeln kann. Bei älteren Blüthner-Flügeln verläuft die Bohrung nicht völlig durch den Stimmwirbel hindurch, ist also nur auf einer Seite offen, was das Drahteinfädeln erschweren kann. Gegenwärtig stecken meist vernickelte Wirbel in den Instrumen-teii, es gibt auch mit Lack überzogene oder gebläute. Dies alles geschieht, damit das Material nicht rostet. Der Wirbel sitzt drehbar, zu knapp zwei Dritteln, im Stimmstockholz. Der Kopf und das Loch für die Saite stehen im herausragenden Drittel über dem Stimmstock. Je zäher sein Material ist. desto besser. Spröde Wirbel brechen mitunter am Einfädelloch ab, zu weiche haben bald einen deformierten Kopf, auf den dann kein Stimin-hammer mehr richtig paßt.