1716
Der Pariser Instrumentenbauer Jenas Marius
führt seiner Akademie der Wissenschaft Modelle von Hammermechaniken
vor.
1738 Der Nomdhausener
Organist Chr.Gottlieb Schrote
erklärte ,
1717 einen Hammermechanismus für den Flügel
erfundenzu haben.
1709
waren dem Marchese Scipio Maffei in
Italien bereits Hammerklaviere des berühmten Cembalo-bauers
Bartolomeo Cristofori aus Padua bekannt geworden.
1711 Im »Giornale
di Lettemati d'Italia« schrieb Maffei über die bahnbrechende
Cristofori-Erfindung unter anderem
:"..... daß anstatt der gewöhnlichen Springerchen,
welche mit der Feder andere Clavizymbel berühren, allhier
ein Register von Hämmerchen befindlich, welche von unten
an die Saiten schlagen... Damit auch die Hämmerchen in dem
Zurückprallen, nach dem Anschlag, nicht wieder auf hüpfen
und an die Saiten zurückstoßen können, so fallen
sie und liegen auf kreuzweise geschlungenen seidenen Schnürchen,
die solche ganz ruhig auffangen.
Bild 2. Das Instrument, dessen Typ den epochalen Durchbruch
vom Anreißen dem Saiten zum Hammeranschlag brachte:Cristofori-Hammerflügel
aus dem Jahre 1726 (Musikinstrumenten-Museum, Leipzig)
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Weil aber bei dieser Art von Instrumenten nötig
ist, daß der Ton ürsten verschwinden, oder der Spieler
ihn hemmen könne, indem er sonst durch das Fortklingen die
folgenden Nothen undeutlich er die machen würde.., so wird
auch hier der Schall plötzlich gehemmt, aß anweil jede
von den oft gemeldeten Hebeln ein Schwänzchen hat Feder und
auf demselben nach der Reihe ein Register mit Springerchen immer-
befindlich ist, die nach ihrem Gebrauche Dämpfer genannt
werden könnten. Sobald der Griff auf die Tasten geschehen,
berühren diese die Saiten mit dem Tuch, welches sie auf der
Spitze haben und hindern das Nachzittern, welches entstehen müßte;
so folgt von selbst, daß das Schwänzchen sich herniederlasse
und zugleich auch der Dämpfer. Dadurch bleibt die Saite frei
zu dem Klange und dieser vergeht hernach von selbst, sobald der
Griff (auf die Taste) vorbei ist..."
Cristofori arbeitete zu jener Zeit in Florenz als Instrumentenbauer
und Restaurator der Sammlung des Fürsten Ferdinand von Medici.
Bild 3. Zeitgenössische Darstellung des Hammermechanismus
im Cristofori-Flügel aus dem Gedächtnis nachgezeichnet,
wie Scipio Maffei berichtete.
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Maffei illustrierte seine Ausführungen durch
eine Zeichnung. (Bild 3).
Die dynamschen Nuancierbarkeit des Tones durch den Hammeranschlag
als wesentliche verändert
Sich dessen bewut, gab Cristofori den bindenden Namen »Gravecembalo
col piano e forte«. Ein Klavier zum laut und leise
spielen. Dei Bezeichnung »Pianoforte« ist bis heute
aktuell.
Christoris Erfindung war zu seinen Lebzeiten nicht sonderlich
gefragt. Die technischen weiterentwicklungen kaumen aus dem mitteldeutschen
und österreichischen Instrumentenbauern.In 2 technisch unterschiedlichen
Varianten des Hammerschlages vervollkommneten sie das neue Medium
: Prellen und Stoßen
Bei der Mechanik des deutschen Erfinders Schröter
, saß der Hammer beweglich auf dem Tastenende und wurde
hochgeprellt (später Deutsche oder auch Wiener
Mechanik genannt). Cristofori ließ den Hammer hoch
stoßen, da er über der Taste drehbar an einer Leiste
hing (daraus entwickelte sich die Englischen
Mechanik).
1750 stellte der berühmte
Orgelbauer Gottfried Silbermann Johann Sebastian Bach seine Hammerklaviere
vor. Doch leider lehnte der große Meister diese Instrumenten-Variante
zunächst ab. Trotz des hartern Schlag für Silbermann,
arbeitete er an Verbesserungen weiter. Bis er an verschiedene
Höfe und auch an Friedrich II. von Preußen einige sehr
gelungene Hammerfiügel verkaufen konnte. Der Name Silbermann
blieb lange mit der Produktion solcher flügelförmigen
Hammerklaviere verbunden, Seine Neffen und deren Söhne brachten
sie über Straßburg bis nach Paris.
Fast gleichzeitig hatte sich der Geraer Orgelbauer Christian Ernst
Friderici mit Versuchen beschäftigt, das neue
Bild 4. Rechteckig und kleiner
als ein Tafelklavier der damaligen Zeit ist dieses Reiseklavier
österreichischer Herkunft vom Anfang des 19. Jahrhunderts
(Händelhaus, Halle) |
Klavier in eine Kastenform zu fassen. Nach 1750 entstand unter seinen Händen das Tafelklavier, und dies erfreute
sich als Hausinstru-ment bis ins späte Biedermeier größter
Beliebtheit. Äußerlich sah es dem Klavichord ähnlich
und war auch sehr leicht gebaut. Man findet bei den älteren
sehr dünne Saitenbezüge, ganz winzige Hämmerchen
- oft noch dunkle Untertasten und weiße Obertasten, wie
dies beim Kielfiügel vorherrschte (manchmal wurde das Tafelklavier
verkleinert, wie Bild 4 zeigt). Vorteil des Tafelklaviers: Man
konnte es an die Wand stellen. Es trat aus dem höfischen
in den bürgerlichen Bereich ein, es wurde eben das Klavier.
Aber es blieb immer noch horizontal, wie der Flügel. Tafelklavier
und Flügel mit dem waagerechten Saitenbezug sind auch der
Ursprung des aufrecht stehenden Pianos. Natürlich gab es
auch schon im 18. Jahrhundert Bestrebungen, das Klavier raumsparend
an der Wand aufstellen zu können. Aber alles, was entworfen
wurde, blieb dem System nach ein aufrecht gestellter Flügel
mit einer verwinkelten Mechanik, deren Funktionen man sozusagen
»um die Ecke leiten« mußte. Ob diese Instrumente
von Friderici als »Pyramidenfiügel«, von Johann
Gottlieb Schleip und anderen als
»Lyrafiügel«
oder gar als »Giraffenklavier«
ausgebildet wurden -ihnen ist zum heutigen aufrechten Pianino
ein Unterschied eigen: Ihre akustische Anlage beginnt erst in
der Höhe der Tasten und wächst somit zur Zimmerdecke
empor. Bei den Pianinos ab 19. Jahrhundert hat sich die akustische
Anlage in den Kasten hinein bis fast zum Fußboden gezogen
und wird spieltechnisch auch etwas anders gesteuert, wie in den
späteren Abschnitten erläutert werden soll. Mit den
Prinzipien der Mechanisierung in den ersten Hammer- Flügeln
muß man sich etwas vertraut machen. Ein Cembalist war fast
immer auch sein eigener Stimmer und Klaviertechniker;(z.B. konnte
Bach in unglaublich kurzer Zeit einen Flügel neu »bekielen«).
Es gibt aber heute Pianisten, die »ihrem« Instrument
recht fremd gegenüberstehen, wenn es um die technischen Parameter
geht. Vielfach wird von ihnen ein neuzeitlicher Hammerflügel
entweder total überschätzt oder vereinseitigt. Warum
gab es damals nicht den »kristallischen«, oben herben
und nach unten grundtönigen Klang, der am heutigen Konzertflügel
oftmals bevorzugt wird, mitunter ohne Rücksicht auf das Werk,
die Raumakustik, die Größe des Saales? Weil damals
die Hämmerchen mit Leder bezogen waren, die Saiten einen
dünnere Durchmesser hatten und vorzugsweise auch nicht über
Kreuz verliefen. Diese Eigenschaften und der schwächere Resonanzboden
förderten den Oberton-Reichtum. Schließlich war innerhalb
des Korpus kein schweres Metall verarbeitet und die Mechanik noch
nicht bis zur heutigen Anschlagswucht ver-vollkommnet. Im süddeutschen
Raum bis nach Wien hatte sich die Prellmechanik eingebürgert.
Der Hammer saß in einer Gabel auf der Taste selbst. Er war
in dieser Gabel drehbar. Drückte man vorn nieder, so hob
sich im Flügel der Hebelarm mit dem Hammer, dessen verlängerter
Schnabel unter eine Leiste griff. In diesem Moment wurde der Hammer
hochgeprellt und schlug gegen die Saite. Beim Niederfallen landete
der Hammerkopf auf einem winzigen Filzkissen;
Bild 5. Alte deutsche - später Wiener - Mechanik. Hier
sitzt der in einer Gabel drehbare Hammer direkt auf der
Taste. Durch den hinter ihm befindlichen Auslösehaken
wird der Hammer gegen die Saite geprellt, wenn sich das
Ende der Taste hebt. |
Bild 5 zeigt, wie die Taste damit gepolstert war.
- Dies ergab eine leicht-flüssige Spielart mit einem liebenswürdigen
Toncharakter. Diese Instrumente wurden bis zur Wende ins 20. Jahrhundert
in Wien gebaut. Sehr bekannt sind die Flügel des Augsburger
Klaviermachers Johann A. Stein,
dessen Tochter Nannette den Pianisten Andreas
Streicher heiratete. Beide gründeten in Wien ihre
bekannte Pianofabrik. Nannette Streicher war eine der wenigen
Klavierbaumeisterinnen, deren erhaltene Instrumente heute zu den
schönsten Stücken weltberühmter Sammlungen gehören.
Anders als die Wiener Mechanik funktionierte die
Stoß- oder Englische Mechanik. Hier sitzt der Hammer nicht
auf der Taste, sondern er hängt über ihrem Ende drehbar
in einer Leiste
Bild 6. Broadwood-Hammerflügel mit englischer Mechanik.
Dieses Instrument gehörte zunächst Ludwig van
Beethoven, später Franz Liszt (Ungarisches Nationalmuseum,
Budapest)
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(Bilder 6 und 7). Ein kleiner Stab auf der Taste
tippt den Hammer beim Anschlag an und stößt ihn gegen
die Saite. Diese Art des Antriebs wurde alsbald zum System der
Auslösungsmechanik verfeinert. Das Holzstäbchen mußte
vom festen Pflock zu einer beweglichen Stoßzunge umgebildet
werden
Bild 7. Die Hammeraufhängung der englischen Mechanik
unterscheidet sich wesentlich vom Wiener Modell: Die soge-nannte
Hammerkapsel ist nicht mehr an der Taste, sondern über
ihr an einer separaten Leiste befestigt
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(Bild 7). Erst das Pendeln dieser Stoßzunge
ermöglichte es, den Hammer ganz kurz vor der Saite freizugeben,
damit er den Ton erzeugte, nicht dämpfte und umgehend wieder
zu neuem Anschlag bereit war.
1821 ersann Sebastian Erard
in Paris diese Art der Repetitionsmechanik,
die er neben der Stoßzunge mit einem federnden Holzschenkel
versah. Dieser Schenkel konnte den Hammer im Fallen etwa in halber
Höhe festhalten, so daß er um so schneller zu wiederholtem
Anschlag (Repetition) bereit war. Diese Entwicklung im Getriebe
der waagerechten Klaviere führte zu dem Typ Flügelmechanik,
wie er noch heute in modi-fizierter Form üblich ist. Ihre
Funktion wird eingehend im Abschnitt über moderne Flügel
beschrieben. Die Gesamtkonzeption der Instrumente wurde in der
akustischen Anlage, in der kompakteren Ausführung der Resonanzböden
und schließlich mit der robusten Konstruktion eines Eisenrahmens
verbessert. Die Geradsaitigkeit (paralleler Saitenverlauf von
Baß bis Diskant) wich mit Einführung des Eisenrahmens,
der im folgenden meist Platte genannt wird, einer Kreuzung der
Saiten (Bild 2/12).