Ausgehend vom lateinischen »clavis« (Schlüssel
>Taste als Schlüssel zum Ton), wurden zunächst alle
Saiteninstrumente so benannt. Heute unwillkürlich mit dem Ausdruck
Klavier verbunden, haben die historischen Instrumente noch keine
Hammertechnik. Die Tasten sind nur der sichtbare Teil der Mechanik.
Die Unterschiede im Aufbau und die verschiedenartigsten Klang- und
spieltechnischen Effekte erklären gleichzeitig den unterschiedlichen
Charakter der historischen Klaviere.
Klavichord
Das Klaviachord enstand etwa im 13. Jahrhundert. Der Resonanzboden,
aus gut abgelagertem Fichten- oder Zypressenholz, befand sich
in einem rechteckigen Kasten. Die vorwiegend Messingdrahtsaiten
verliefen darüber. Jede Saite wurde links mit einer Schlaufe
an einem Stift befestigt und nach rechts über einen Steg
zum Stimmnagel (auch Wirbel genannt) gezogen. Durch aufwickeln
der Saite auf den Wirbel wurde das Instrument gestimmt. An der
Längsseite schauten die Tasten heraus, deren ungefärbte
Hebel ins Innere ragten. An den Enden dieser Holzhebel waren
schmale Blechstreifen, meist aus Messing eingeschlagen. Sie
ragten rechtwinklig mehrere Millimeter aus dem Tastenholz nach
oben. Erfolgte ein Anschlag (Niederdrücken), so schlug
das Messingblech von unten gegen die entsprechende Saite (Bild
2/1).
Bild 2/1. Anschlagsvorrichtung
im Klavichord
1 Saite
2 Tangente
3 Taste auf Waagebalken |
Dieser Teil der Anschlagvorrichtung wird in der
Fachsprache auch Tangente (Berührende) genannt. Die Saiten
wurden nur leicht erregt. Blieb die Taste gedrückt konnte
die Saite damit wie mit einem Steg abgegrenzt werden (Vibrato).
Ein durchgeflochtener Tuchstreifen verhinderte das unerwünschte
Schwingen. Die Idee selbst stammt sicher vom erwähnten antiken
Monochord. Ein einfacher Resonanzkasten, mit einer Saite bespannt,
gab mit Hilfe eines beweglichen Steges jeden gewünschten
Intervall wieder. Deshalb war es zur mathematischen Darstellung
der Intervalle bis zum Mittelalter unentbehrlich und es wird sogar
heute noch als Lehrmittel genutzt.
Zur Geschichte des Klavichords äußerte
der Musikwissenschaftler Curt Sachs: "...erst Ende des 14.
Jahrhunderts, als das Klavizimbel bereits belegt ist, muß
auch das Klavichord schon existieren. Seine Geschichte gliedert
sich in zwei große Abschnitte, die des gebundenen und die
des bundfreien Klavichords. Wie bei der Laute je nach der Lage
des berührten Bundes die gleiche Saiten verschiedene Töne
gab, so mußte beim gebundenen Klavichord eine Saite für
zwei bis fünf Töne herhalten; es trafen mehrere Tangenten
dieselbe Saite an verschiedenen Stellen."
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam nach Sachsen ein Exemplar
aus Italien, dessen D- und A- Saiten durch alle Oktaven nur je
eine einzige Tangente hatten.
Wirkliche bundfreie Klaviere, für jede Taste eine Saite,
wurden erst seit Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut. Das erste
baute wohl der Organist Dan. Tob. Faber in Crailsheim.
Sprachliches:
Kiavielchord (ital. >clavicordo<, span. >clavicordio<)
- von lat. clavisils >Taste< und chorda >Saite< -
ist zuerst als >clauieordium< bei in Eberhard Cersne 1404
belegt... Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts (erster Beleg 1711)
wurde für Klavichord in Deutschland schlechthin >klavier<,
von frz. >clavier< (Klaviatur) gesagt.
Das Klavichord ein repräsentatives, auf vier Füßen
stehendes Möbelstück, wird auch gegenwärtig noch
hergestellt. Die davor produzierten kleinen historischen Klavichorde
wurden zur Hausmusik hervorgeholt und auf einen Tisch gestellt.
Infolge der Erregungsart durch die Tangente war der Klavichordton
relativ leise. Seine Klangvariationen übertrafen jedoch bei
weitem die der »Zupfklaviere«.
Carl Philipp Emanuel Bach war sogar der Meinung: "...ein
gutes Klavichord trotz schwächeren Tons überdem noch
die Bebung und das Tragen der Töne voraus hat, weil ich nach
dem Anschlage noch jeder Note einen Druck geben kann.
Das Claviehord ist also das Instrument, worauf man einen Clavieristen
aufs genaueste zu beurteilen fähig ist."